Passivhäuser Erdmannstraße

Mehrfamilienhäuser im Passivhausstandard

An der Erdmannstraße errichtete die Genossenschaft Altonaer Spar- und Bauverein eG in Hamburg-Ottensen 31 Mietwohnungen und 5 Gewerbeeinheiten - ihre ersten Wohngebäude in Passivhausbauweise. Die beiden Gebäude mit vier Vollgeschossen plus Staffelgeschoss sind Teil einer Wohnanlage, die 2009 auf einem ehemals gewerblich genutzten innerstädtischen Hofgrundstück entstand. Die übrigen Gebäude mit weiteren 48 Mietwohnungen erfüllen als KfW-Effizienz 70-Häuser (EnEV 2009) ebenfalls einen sehr hohen energetischen Standard. Es war das Ziel, neben einer energetisch zukunftsweisenden auch eine architektonisch anspruchsvolle und unverwechselbare Wohnanlage mit hohem Indentifikationswert für die künftigen Bewohner zu schaffen. Ausgezeichnet wurde die hohe gestalterische Qualität der Passivhäuser im Jahr 2010 mit dem Passivhaus-Architekturpreis.

Beim dem Entwurf stand die Befreiung von den Paradigmen der reinen Passivhauslehre im Focus. Wie sich zeigt, lässt der Passivhausstandard ausreichend Spielraum für eine differenzierte Baukörpergestaltung. Diese erfolgte durch einen Versprung zwischen den beiden Gebäuden an der Erdmannstraße sowie durch Einschnitte und Rücksprünge in der Gebäudekubatur. Damit werden großzügige Freisitze in Form von eingezogenen Loggien, Dachterrassen und einem Atrium im Staffelgeschoss geschaffen. Der Übergang von Oberkante Fertigfußboden in den Wohnungen (Parkettbelag) auf die mit Bankirai belegten Loggien und Dachterrassen ist schwellenfrei gestaltet. Bei geöffneter Balkontür erweitert sich der Wohnraum nach außen, wodurch ein weitläufiges Wohngefühl entsteht.

Die mit sichtbar durchlaufenden Geschossdecken horizontal gegliederte Südfassade erhält durch große Fensterflächen und verglaste Balkonbrüstungen Transparenz und Offenheit. Die Wärmeschutzverglasung und ein zusätzlicher Sonnenschutz in Form von motorbetriebenen, außenliegenden Raffstores verhindern eine Überhitzung der Räume. Auf der Hofseite setzt sich die offene Fassadengestaltung in einer Lochfassade mit großzügigen, quadratischen Fensterformaten fort. Die gedämmten Wandbereiche der Fassaden sind als weiße Putzflächen bzw. mit vorgehängten Resoplanpaneelen in Holzoptik gestaltet.

Die Wohnungen in Haus 2 sind an der Hofseite noch zusätzlich mit angehängten Balkonen mit Stabgeländer ausgestattet. Die Balkonplatten wurden mit Schöck Isokörben verankert. Die Wärmebrücken wurden berücksichtigt.

Im Erdgeschoss beider Passivhäuser sind gewerbliche Nutzungen mit Büros und Praxen untergebracht. Die überwiegend familiengerechten 3 – 4-Zimmer-Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 72 und 130 m² in den Obergeschossen sind über Aufzüge erreichbar. Das Treppenhaus von Haus 2 ist ein „warmes“ Treppenhaus, liegt also in der gedämmten Gebäudehülle. Das Treppenhaus des zweiteiligen Haus 1 ist dagegen „kalt“. Es ist das ungedämmte Bindeglied zwischen dem Straßengebäude und dem quer gestellten Hofgebäude. Die Wohnungen des Hofgebäudes werden über Laubengänge und die äußere Wohnung des Straßengebäudes über einen Laufsteg, der vom Treppenhaus außen zwischen den Gebäuden bis zur Wohnungstür führt, erschlossen.

Auszeichnung: Architekturpreis 2010 Passivhaus - Geschosswohnungsbau

Bauherr
Altonaer Spar- und Bauverein eG

 

Wohnfläche
2.728 m²

 

Gewerbefläche (EG)
540 m²

 

Gewerbefläche
540 m²

 

Bearbeitung
Leistungsphasen 1 - 9
Steffen Berge / Heidi Fitschen / Christian Vietsch

 

Fertigstellung
2009

 

Fotos
Oliver Heissner